Maro Dromm- Sui Generis

Verein zum Erhalt der Kultur und Sprache der Sinti in Deutschland.

                      Nichtherausgabe der Sprache


Die Nichtherausgabe unserer Sprache an nicht Sinti gehört zu unserem Kulturgut und muss deshalb seitens der Sinti nicht erklärt werden, dennoch liegt es uns am Herzen etwas dazu zu sagen.
Dazu dass Sinti einen gewissen Teil ihrer Kultur für sich behalten wollen sei anzumerken:

Unserer Sprache und Kultur sind für uns Sinti ein Schutzmechanismus und in weit höherem Maße ein Teil von zuhause sein als für andere Menschen.
Schon unsere allgemein bekannte Geschichte zeigt, dass es so gut wie kein Fleckchen Erde kein Gebäude gab, das uns auf Dauer das angestammte Gefühl von dauerhaftem Schutz, also zuhause sein gab, denn nichts konnte man mitnehmen, wenn sich die politische gesellschaftliche Gesinnung gegen uns Sinti richtete.
Immer wieder wurden uns diese Dinge genommen und zu oft wurden und werden wir auch heute noch gemieden und vertrieben.
Das einzige Gefühl von zuhause sein das wir Sinti besitzen ist unsere Familie, Sprache und Kultur, um das zu behalten und zu schützen haben wir allzu oft mit unserem Blut und Leben bezahlt.
Die Möglichkeit in der Großfamilie zu leben wurde uns nun auch weitesgehend genommen. Kaum ist es möglich mit einer kinderreichen Familie angemessenen Wohnraum zu bekommen. Geschweige denn noch in unmittelbarer Nähe zu Geschwistern, Onkeln oder Cousins zu wohnen. Lange Erfahrungswerte haben zur Folge die daraus folgenden Stigmatisierungen zu meiden. Die Kultur und Sprache der Sinti sind also unser eigentliches Zuhause, unsere Heimat.
In nichts anderem können wir uns so entspannt zurücklehnen und Geborgenheit empfinden.
Das kann jeder, der einfach mal „die Schotten dicht machen“ will und seine Tür verschließen möchte, nachempfinden.                                                                                       Wie wäre es denn, wenn z.B. Archäologen, Linguisten,Wissenschaftler aller Art oder die Presse, usw. vor eurer Tür stehen würden und aus eurem Zuhause einen öffentlichen Ort machen möchten, aus euren Wänden Schaufenster machten und eure Türen ausbauen wollten?
Einfach mit der Begründung, dass diese Maßnahmen doch gut und notwendig wären, denn sie würden dem gesellschaftlichen Miteinander und dem Verständnis euch gegenüber mehr als dienlich sein.
Wenn man sich den Kampf um den Datenschutz anschaut und den hohen Stellenwert von Privatsphäre ist die Antwort ja wohl klar und muss hier nicht ausgeführt werden.
Die andere Seite ist, dass diejenigen, die mit Profilinganalysen keine schlechten Erfahrungen gemacht haben, sich nicht soviel Gedanken machen, also auch nicht soviel befürchten.
Wir allerdings haben mit diesen Praktiken schon folgenschwere und schlechte Erfahrungen gemacht bevor dieser Begriff überhaupt dafür existierte.
Profilinganalysen dienten und dienen dazu für den jeweiligen Bedarf effektive Strategien zu entwickeln um ein gestecktes Ziel zu erreichen, was heute unter anderem schon für sich einen globalen Wirtschaftszweig darstellt.
Während der langen Geschichte der Sinti in Deutschland waren diese Ziele allzu oft Repressalien, Vertreibung, Verfolgung, bis hin zur Ausrottung.
Daher war es zu jeder Zeit überlebensnotwendig das Profiling der Sinti so gut wie möglich, das heißt in jeder Hinsicht und insbesondere was Sprache und Kulturgut angeht, zu verhindern.
Wir könnten dieses Thema sehr weit ausführen und haben es im Ansatz auch schon getan, aber von weiteren Ausführungen möchten wir absehen.

M.Franz

      „Heimat ist nicht das Land – sie ist die Gemeinschaft der Gefühle“ 

               (L.A. Saint-Just, 1767-94)         


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