Maro Dromm- Sui Generis

Verein zum Erhalt der Kultur und Sprache der Sinti in Deutschland.

 


Maro Dromm – Zeit für einen neuen Weg

Maro Dromm ist auch ein Weg, den die in Deutschland lebenden Sinti beschreiten. Überfällig angesichts der vielen Diskriminierungen, die auch heute noch fortdauern und vielfach im Denken der Mehrheitsbevölkerung verankert sind. Die zaghaften Annäherungen und das Bemühen um Aussöhnung vor dem Hintergrund der gemeinsam erlebten Geschichte in 600 Jahren hatte in den 80er und 90er Jahren einen Höhepunkt, der aktuell immer weniger eine Rolle zu spielen scheint.

Die NS-Terrorherrschaft und die Auflösung der Minderheitenidentität

Die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur hat in der Minderheit der Sinti tiefe Narben hinterlassen. Ein ganzes Volk traumatisiert und derart dezimiert, dass die mündlich tradierte Geschichte und Identität von Generation zu Generation schwerwiegende Brüche erlebte. Dieser tiefe Einschnitt im Austausch der Generationen zeigt umso mehr Wirkung, als die Mehrheitsbevölkerung die Geschichte geschrieben hat mit Auslassungen und ihrer ganz eigenen Sichtweise in der Nachkriegszeit.

 

Das Bild der Mehrheitsgesellschaft vom „Zigeuner“

Das Bild vom „Zigeuner“ ist nach wie vor ein von der Mehrheitsgesellschaft getragener Begriff, der weder wertneutral noch objektiv ist. Die seit jahrhunderten bestehenden Vorurteile der genetisch vererbten Delinquenz prägen immer noch dieses Bild, nicht zuletzt deshalb, weil in der Mehrheitsbevölkerung dieser Begriff über die Generationen überlebt hat, die schriftlich tradierte Geschichte festgeschrieben und ausgebaut wurde.

 

Genealogische Forschung im Dienst des Genozids

Kaum eine andere Ethnie in Deutschland ist dazu verdammt derart „transparent“ leben zu müssen, keine andere stand derart im Fokus der Genealogie und Verfolgung. Wie schlimm die Verfolgung war und ist, lässt sich daran erahnen, dass die goldenen Zeiten für Sinti die des 30-jährigen Krieges waren. In dieser Zeit wurde die Ethnie „benötigt“, danach und davor verfolgt. Bereits kurz nach den ersten peinlich genau dokumentierten Auftreten z.B. 1407 in Hildesheim, kam es bereits mit dem Reichstagserlass von 1498 zu ersten Verfolgungen, die auf Genozid abzielten. „Zigeuner“ wurden in diesem Erlass zu „Vogelfreien“ erklärt.

Dazwischen gab es wie erwähnt, für die Sinti das „goldene“ Zeitalter des 30-jährigen Krieges, dessen Ende wieder eine starke Verfolgungswelle mit Streifungen, Stulpenschlägen und öffentlichen Hinrichtungen nach sich zog. In diesem Rahmen etablierte sich dann  zunehmend auch die Aufzeichnung der genealogischen Verhältnisse der Familien, um eine lückenlose Überwachung zu ermöglichen. Diese Aufzeichnungen wurden von Dillmann und Ritter und anderen weiter vervollständigt mit dem Ziel der Machtbereicherung. Jeder „Zigeuner“ sollte anhand seiner familiären Zugehörigkeit systematisch erfasst werden. Dieses Vorgehen erlebte mit der NS-Diktatur seinen traurigen Höhepunkt mit dem festen Willen den Genozid vollständig und ausnahmslos durchzuführen.

 

Der Weg der Unterlagen ließ sich nach Kriegsende nur ungenau nachvollziehen, da die Beteiligten nun dazu übergingen, die Unterlagen wiederum zum eigenen Vorteil einzusetzen. „Zigeunerexperten“ wurden nun kurzerhand zu Experten der Entschädigung. In Universitäten, den judikativen, den polizeilichen und staatsschützenden Organisationen fanden die „alten Kameraden“ neue Betätigungsfelder, die eine Beibehaltung der alten Ansichten begünstigte. Der Arbeitgeber wechselte nicht aber die Überzeugung.

 

Zeit für einen neuen Weg – Maro Drom

Mit diesem Gefühl der komplett unterschiedlichen Aufarbeitung der Verbrechen der Mehrheitsbevölkerung treffen nun wieder Minder- und Mehrheit heutzutage aufeinander.

Diese diametralen Verfassungen verhindern einen kommunikativen Austausch.

Maro Dromm Sui Generis bemüht sich daher, um diesen Dialog, die Festigung der ethnischen Identität der Minderheit, der Aufzeichnung der eigenen Geschichte und der Stärkung einer Zukunftsperspektive.


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